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Ein Rundgang durch die Alte Martinskirche

IM TURM

Wir betreten die Kirche durch den Südeingang im Turm. Dabei fallen die Abschürfungen an den Türwangen auf. Heuchelheim ist ein altes Bauerndorf und in früheren Zeiten war es Sitte, vor der Ernte Sensen und Sicheln oder vor einem Krieg Schwerter und Waffen an den Sandsteinwangen der Kirchentür zu schärfen, um damit Gottes Segen für das Vorhaben zu erbitten.

An der Gewölbedecke im Turm sind noch die Öffnungen für die Glockenseile zu erkennen. Das mittelalterliche Geläut des Glockengießers Tilman von Hachenburg wurde 1952 auf elektrischen Antrieb umgestellt. An der nördlichen Turmwand beeindruckt ein großes Secco-Gemälde aus der Zeit um 1390, das die Kreuzigung Jesu darstellt.

Über der Eingangstür sieht man ein Bild von Martin Luther mit dem Schwan aus dem Jahr 1749. Die Grabplatte aus schwarzem Lahnmarmor ist Philipp Wilhelm Geilfus gewidmet, der 43 Jahre lang hier Pfarrer war und 1737 in der Kirche begraben wurde.

  • Foto: MartinsgemeindeDie Alte Martinskirche spiegelt sich im Fenster der Neuen Martinskirche
  • Foto: Cornelia WeberBlick beim Eintritt durch die Westtür
  • Foto: Cornelia WeberSeitenaltar mit spätgotischem Kruzifix
  • Foto: MartinsgemeindeBarocke Posaunen-Engel über dem Seitenaltar
  • Foto: Dr. Ludger WagnerBlick ins Kirchenschiff
  • Foto: MartinsgemeindeDie Passionsgeschichte auf den Tafeln der Nordempore
  • Foto: MartinsgemeindeBlick auf Altar und Chorraum
  • Foto: Christian FornfeistDer Flügelaltar aus der Mitte des 15. Jahrhunderts
  • Foto: Christian FornfeistBleiverglaste Fenster im Chorraum (1926) von Otto Linnemann
  • Foto: MartinsgemeindeGewölbe im Chorraum
  • Foto: MartinsgemeindeSchlusstein im Chorgewölbe
  • Foto: Cornelia WeberKanzel, Sakristei und Sakramentsnische im Chorraum
  • Foto: Petra Jung-KröckIm Glockenturm

IM CHORRAUM

Der Chor wurde im 13. Jahrhundert erbaut, der Dachstuhl wurde 1299 aufgerichtet und bei einer umfassenden Renovierung  im Jahr 2009 mit alten Balken originalgetreu wieder hergestellt. Beim Blick nach oben zeigt der Schlussstein des Chorgewölbes das Motiv des „grünen Mannes“ das sich in vielen mittelalterlichen Gebäuden findet.

Der Altar wurde aus den Sandsteinplatten des alten Fußbodens aufgemauert. Der Flügelaltar entstand in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Er zeigt Szenen aus dem Leben der Maria und auf den Bildtafeln die Hl. Katharina (mit Rad) die Hl. Margarethe (mit Drachen), die Hl. Barbara (mit Turm und Abendmahlskelch) und die Hl. Dorothea (mit Kind und Korb voller Blumen und Früchte). Die zwei Tafeln auf der Außenseite zeigen ein Kreuzigungsbild und eine Darstellung des Hl. Martin mit dem Bettler.
Links davon dient die vergitterte Sakramentsnische zur Aufbewahrung des Tauf– und Abendmahlsgeschirrs. Daneben führt ein niedriger Durchgang in die Sakristei, die im 15. Jahrhundert angebaut wurde.

 

IM KIRCHENSCHIFF

Das alte Kirchenschiff stammte aus dem 13. Jahrhundert. 1512 wurde das alte Schiff verbreitert, um Platz für den Martinsaltar zu schaffen. Dabei wurde auch das Dach auf die Höhe vom Dachstuhls des Chores angehoben.

Über dem Seitenaltar, der nach der Überlieferung dem Hl. Martin geweiht war, und dessen Granitplatte drei Segenskreuze zieren, thront ein spätgotisches Kruzifix. Darüber an der Turmwand schweben zwei gemalte barocke Posaunen-Engel mit einer Spruchvignette. Sie preisen den, „der Gottes Wort anhört …“

Das Deckenbild zeigt den Weltenkreis mit Sonne, Mond und Sternen. Es stammt aus der gleichen Zeit wie die bemalten Emporen, die 1592 eingebaut wurden. Die Tafeln an der Brüstung zeigen am Kopf der Südempore drei Szenen aus dem Alten Testament (der Sündenfall, Isaaks Opferung und Jakobs Traum von der Himmelsleiter),  dann folgen Christus und die 12 Jünger und auf der Nordempore Jesu Einzug in Jerusalem bis zur Ausgießung des Heiligen Geistes - in nicht ganz korrekter Reihenfolge.
Die Orgel auf der Westempore zeigt mit den Pfeifen noch den historischen Prospekt von 1755, das Orgelwerk wurde 1926 von Förster & Nikolaus erneuert - finanziert durch eine Spende des Heuchelheimer Fabrikanten Ludwig Rinn. Die Orgel verfügt über 13 Register, die Disposition steht in romantischer Tradition.

Die drei hölzernen Säulen im Schiff entsprechen den Säulen im alten Gießener Rathaus und der alten Lollarer Kirche, die jetzt im Hessen-Park Neu-Anspach steht. Sie sind deutlich stärker ausgelegt, als für die Dachlast notwendig wäre. Offenbar diente der Dachboden des Schiffs als Fluchtort in Kriegszeiten für Menschen und Habe. Bei der Renovierung des Daches wurden auch Getreidespelzen gefunden.
Die Westausgangstür stammt mit Teilen der Wand vermutlich noch aus dem alten Bau aus dem 13. Jahrhundert. Durch diesen Eingang betrat man die Kirche beim Gang zum Abendmahl, zu Konfirmation und Hochzeit. Außen sieht man auf der Spitze des Torbogens aus Sandstein ein Wappenschild mit Kelch und drei Rosetten.

Das spätromanische Taufbecken aus Lungstein, das um 1130 entstand, steht jetzt im Altarraum der Neuen Martinskirche und wird immer noch genutzt.

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